Wissenschaftler in turbulenten Zeiten
1. Auflage 2010
426 Seiten
0 Farb.-Abb., 123 SW-Abb.
ISBN: 978-3-89432-248-9
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Über das Buch
Welche schweren und tragischen Schicksale Wissenschaftler aus aller Welt in den diktatorischen Regimes des 20. Jahrhunderts erleiden mussten, schildert der Autor am Beispiel von 55 biografischen Skizzen von Naturkundlern, vornehmlich Ornithologen und Naturschützern. Sie waren aus politischen Gründen konfrontiert mit Verfolgungen, Kündigungen, öffentlichen Demütigungen, Bespitzelungen und Verhaftungen, mussten in kommunistischen Straf- oder nationalsozialistischen Konzentrationslagern Unmenschliches erdulden, wurden in den Selbstmord getrieben oder zum Tode verurteilt; in einigen wenigen Fällen ist auch von Personen die Rede, die aus den herrschenden Verhältnissen Nutzen für sich zogen und so Schuld auf sich luden.
Die Biografien sind das Resultat kritischer Auswertung des persönlichen Archivs des Autors, zahlreicher Publikationen und von Dokumenten aus fast 50 Archiven sowie der Befragung von 80 Zeitzeugen nach den Regeln der Oral History.
Nachdem die deutsche Erstauflage (2005) sowie eine erweiterte russische Ausgabe (2009) von der Fachpresse äußerst positiv aufgenommen wurden, wurde die vorliegende Neuauflage nochmals wesentlich erweitert: Sie enthält fünf zusätzliche Biografien; die bereits früher publizierten Texte wurden an vielen Stellen erweitert, korrigiert und um neueste Erkenntnisse ergänzt.
Obwohl die Biografien vornehmlich das Schicksal von Naturwissenschaftlern schildern, richtet sich das Buch doch an alle geschichtlich Interessierten: an jene, die diese schweren Zeiten noch selbst erlebt haben, aber auch gerade an junge Menschen, die sich solche Verhältnisse heute nicht mehr vorstellen können. Denn jeder sollte sich, so Nowak, die Frage stellen: "Was hätte ich getan, wenn ich damals oder dort gelebt hätte?"
Rezension zur aktuellen Auflage
"[...] Nowaks Buch hat somit das Potenzial, auch naturwissenschaftliche Fachkreise für politische Geschichte zu interessieren und die Wirkungen der nationalsozialistischen und der kommunistischen Diktaturen anhand ihrer Einflüsse auf Leben und Werk bekannter Naturforscher anschaulich zu vermitteln. [...] Es ist zuweilen atemberaubend, zu erfahren, wie beiderseits von politisch und ideologisch bedingten Gräben eine gemeinsam empfundene Ehrfurcht vor der Natur als ein weitaus höherer Wert über allem drüber stand und eine verbindende Kraft entfaltete! Ja, man erfährt bei Eugeniusz Nowak auch, welch seelische Kraft naturbegeisterte Menschen auch aus den kleinsten Naturdingen schöpfen konnten, die ihnen selbst an der Front oder im Dunkel des Lageralltags begegnet sind. [...] In der Summe bleibt festzustellen: Es handelt sich um eine der fesselndsten und aufschlussreichsten Darstellungen über die Einflüsse der Diktaturen des 20. Jahrhunderts auf die Entwicklung eines wichtigen Teilbereichs der Naturwissenschaft im europäisch-asiatischen Raum - dargestellt anhand des Naturschutzes und der Ornithologie, den wohl populärsten und in der Allgemeinheit am meisten verankerten naturwissenschaftlichen Fachgebieten des 20. Jahrhunderts. Eugeniusz Nowak hat ein überaus gehaltvolles Sachbuch geschrieben, nüchtern und ohne Emotionen. Die will er bewusst seinen Lesern überlassen." (Michael Beleites in: Horch und Guck, Heft 71, 1/2011, 76-77). Lesen Sie hier die vollständige Rezension als pdf.