Der Hamster
3. Auflage 2002
56 Seiten
0 Farb.-Abb., 26 SW-Abb.
ISBN: 978-3-89432-154-3
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Über das Buch
Unter den kleineren Wildsäugetieren unserer Heimat ist der Hamster (Cricetus cricetus L.) zweifellos eines der allervolkstümlichsten! "Volkstümlich" bedeutet in diesem Falle aber durchaus nicht dasselbe, wie "in allen Stücken wohlbekannt"! Seine Popularität begründet sich auf einige seiner hervorstechendsten Eigenschaften. "Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, schwankt [daher] sein Charakterbild in der Geschichte." Sein vorsorglich-emsiges Eintragen reicher Getreidevorräte für die winterliche Notzeit in die unterirdischen Vorratskammern mit Hilfe seiner geräumigen Backentaschen, machte ihn zum Vorbild der Tugenden eines vorsorglich-sparsamen Hausvaters, so daß ihm beispielsweise die Sparkasse der Stadt Plauen im Vogtland sogar ein charakteristisches, hübsches - im Kriege leider zerbombtes - Standbild vor ihren Pforten setzte. Seine durch diese Vorratshortung aber ebenfalls bedingte agrarwirtschaftliche Schädlichkeit, insbesondere dann, wenn er als "Hamsterplage" gleichzeitig in großer Menge auftritt, machten den Bauern - wobei es, das sei zugestanden, von Seiten des letzterem nicht immer ohne verallgemeinernde Übertreibungen blieb - zu seinem unversöhnlichen Feinde. Sein einsiedlerisch-zurückgezogenes Leben im Erdbau, inmitten seiner Vorratsschätze, ließ den Hamster in den Augen des Volkes zum Urbild des Geizhalses werden. Sein langer Winterschlaf, tief unter der Erdoberfläche, in seinem, nach der Außenwelt hin fest mit Erdreich verrammelten Bau, machten ihn - gemeinsam mit seinen Verwandten aus der Nagetierwelt, dem Siebenschläfer (Glis glis L.) und dem Murmeltier (Marmotta marmotta L.) - zu Musterbeispielen des Langschläfer- und Faulpelzertums. Seine blindwütige Kühnheit großen und kleinen Feinden gegenüber - Mensch und Pferd inbegriffen - stempelten ihn - je nach Geschmack - zum kleinen Helden oder komischen Wüterich. So wurde denn sein Dasein von einem Kranz, vom Standpunkt der ernsten Biologie nur recht bedingt stichhaltiger Legenden in greller anthropomorphesierender Schwarzweiß-Malerei umwoben. Diese spiegeln sich wieder in einer Reihe alter und neuer Fabeln - selbst Gotthold Ephraim Lessing verdanken wir eine solche - in Tiermärchen, Kinderbilderbüchern und Spielwaren, in Sprichworten, Redewendungen und nicht zuletzt - in Notzeiten besonders bevorzugt - in symbolischen Satiren, Witzen und Karrikaturen des einschlägigen Schrifttums.